Der Kontakt zwischen dem Lise-Meitner-Gymnasium und dem Liceo Marconi in San Miniato in der Nähe von Pisa besteht seit 14 Jahren. Aber infolge der Corona-Pandemie war in den letzten Jahren kein Austausch möglich.
Unterstützt vom Erasmus Plus Programm konnten unsere Schülerinnen und Schüler aus der Q1 dieses Jahr wieder nach Italien fahren! Neu dabei war, dass Alle Englisch sprachen (der Italienischkurs war leider viel zu klein) und dass der Aufenthalt in Italien praktisch nichts gekostet hat.
Umso interessanter war es, sich mit den Lernzielen des Erasmus Programmes auseinanderzusetzen. In vielen gemeinsamen Unternehmungen mit ihren Austauschschülern haben die deutschen Jugendlichen ihre Ausdrucksfähigkeit enorm verbessert. Ein paar italienische Redensarten (und Gesten!) kamen auch dazu; ohne die macht Italien keinen Spaß! Kulturelle Unterschiede taten der Freundschaft keinen Abbruch. Ein deutscher Schüler konnte sogar erleben, wie eine marokkanisch-italienische Familie den Ramadan begeht, und den deutschen Gast tagsüber trotzdem bekocht!
Schon beim Kennlernbesuch der italienischen Gäste im Oktober hatten wir uns mit der Frage des Klimawandels und der Nachhaltigkeit beschäftigt. Die italienischen Schülerinnen und Schüler waren erkennbar beeindruckt von unserem schönen Schulgebäude, mit Wasserspender, Altpapiersammlung und einer engagierten Gruppe wie den Greenscouts. Ganz besonders unter die Haut ging die Ausstellung „Das verlorene Paradies“ im Gasometer in Oberhausen.
In Italien lernten wir dafür eine „alternative“ Mülldeponie kennen: In Peccioli wird der „Restmüll“, der nicht recycelt werden kann, umweltfreundlich entsorgt. Als Nebenprodukt werden die Bürger der Stadt günstig mit Biogas versorgt.
Das Besondere dieser Mülldeponie: Sie versteckt sich nicht, sondern lockt mit einem integrierten Freilicht-Theater mit attraktivem Programm und überlebensgroßen Skulpturen über 7000 Besucher im Jahr an. Und die informieren sich „nebenbei“ auch über die gelungene Müllentsorgung.
Natürlich erfuhren unsere Gelderaner aber auch eine Menge über die Geschichte der besuchten Städte Florenz, Volterra und Pisa und stellten fest, dass Interkulturalität schon in der Antike aktuell war, als Römer und Etrusker aufeinandertrafen. Oder dass selbst im Mittelalter in den italienischen Stadtstaaten schon eine gewisse Demokratie möglich war.
San Miniato selbst ist eng mit der deutschen Geschichte verknüpft: Im Mittelalter, als der Stauferkaiser Friedrich II ihr die Stadtrechte verlieh, ebenso wie im zweiten Weltkrieg, als deutsche Bomben die „Torre Federico II“ zerstörten. San Miniato al tedesco, also „San Miniato zu dem Deutschen gehörig“ bleibt uns verbunden, „in Freud und Leid“, wie die dort geborene italienische Kollegin sagt.
Wir sind jedenfalls von Herzen dankbar, dass der Austausch mit dem Lieceo Marconi wieder möglich ist. Die Abschiedstränen unserer Schülerinnen und Schüler und die zahlreichen Verabredungen, sich in Deutschland oder in Italien wieder zu sehen, beweisen es.
Birgit Müller-Klein