Die Klasse 8a im Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Stefan Rouenhoff
Schon länger beschäftigt sich die Klasse 8a des Lise-Meitner-Gymnasiums in einem umfänglichen Projekt mit der Entwicklung der Demokratie in Deutschland – ausgehend vom Paulskirchen-Parlament 1848 über den Parlamentarischen Rat und die Erarbeitung des Grundgesetzes bis hin zu den Wahlen zum ersten Bundestag 1949. Diese Entwicklungen vergleichen die Schülerinnen und Schüler mit dem aktuellen Politikbetrieb und dem Zustand der deutschen Demokratie im Jahr 2023. Im Zuge dessen hatte die 8a nun nach der ehemaligen Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) den aktuellen Vertreter des Kreises Kleve im Bundestag, Stefan Rouenhoff (CDU), zu einer Expertenbefragung im Klassenzimmer zu Gast.
90 Minuten nahm sich Stefan Rouenhoff Zeit, stellte sich den zahlreichen Fragen der Schülerinnen und Schüler und antwortete ausführlich aus der Perspektive des aktiven Politikers in Berlin und im Wahlkreis Kleve.
Zunächst einmal betonte Camille Droop, dass man sich intensiv mit Herrn Rouenhoffs Biografie befasst habe und thematisierte Webseite und Social Media-Kanäle des Politikers. Dieser führte den Wandel in der politischen Kommunikation aus und ergänzte wichtige Stationen in seiner politischen Karriere, die nicht geradlinig Richtung Bundestag geplant war. Nach der Arbeit in der Jungen Union war Rouenhoff 10 Jahre „raus aus dem politischen Tagesgeschehen“, ehe 2016 mit der Kandidatur im Wahlkreis und dem Einzug in den Bundestag „Politik zum Beruf“ wurde.
Wichtig für die Schülerinnen und Schüler war dann zu verstehen, wie der Berufsalltag eines Abgeordneten aussieht und mit welchen Zielen er seine politische Tätigkeit verfolge. Stefan Rouenhoff erklärte daraufhin den Wechsel zwischen Sitzungswochen im Berliner Parlamentsbetrieb und den Wahlkreisterminen, indem er unter anderem zum Smartphone griff, seinen gefüllten Terminkalender öffnete und Beispiele für einen typischen Tagesablauf nannte. Fünf Prozent seiner Zeit sei er auch im Ausland unterwegs, da er für die CDU-Fraktion die Afrikapolitik verantworte. In Berlin sei Wirtschaftspolitik ein wichtiger Schwerpunkt seiner Tätigkeit, so dass er nicht überraschend die „wirtschaftliche Stärke Deutschlands“ als relevantes Ziel seiner Arbeit im Wirtschaftsausschuss des Bundestages beschrieb.
Im Laufe der Stunde wurden vielfältige Themenbereiche angesteuert. Jana Kerschbaum blieb beim Thema der politischen Kommunikation und wollte Rouenhoffs Meinung zum Video „Die Zerstörung der CDU“ des Youtubers Rezo erfahren. Für Mina Jalal war die Rolle der Frauen in der demokratischen Geschichte ein wichtiges Anliegen.
Die historische Perspektive des Unterrichtsprojektes nahmen Kathrin Shahin und Elisabeth Mendritzki ein und wollten von Stefan Rouenhoff wissen, ob er denke, dass 1848 der Anfang der deutschen Demokratie und ein Meilenstein der Geschichte sei. Rouenhoff betonte vor allem die Entstehung des Bürgertums und die Forderung nach mehr Mitsprache, die sich im Paulskirchen-Parlament herauskristallisierte und historisch wichtig für die deutsche Demokratie sei.Erneut Elisabeth Mendritzki warf dann ein Schlaglicht auf die Situation im ersten Bundestag 1949. Welche Ziele seien damals, welche heute relevant? Rouenhoff verwies – auch mit Blick auf die eigene Familienbiografie – auf die große Sehnsucht nach Frieden 1949. „Nie wieder Krieg“, habe sich die Bevölkerung damals gewünscht und das Parlament entsprechend agiert. Heute sei dieser Wunsch nach Frieden durch den russischen Angriff auf die Ukraine wieder aktueller denn je. „Freiheit, Frieden und Demokratie sind keine Selbstverständlichkeit mehr in Europa“, führte Rouenhoff aus. Aber es kämen im Jahr 2023 weitere, neue Herausforderungen auf die Politik zu, unter anderem der Klimawandel, die Digitalität und die Herausforderungen der künstlichen Intelligenz, die Sicherung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit, Energiefragen und die Migrationsdebatte. Auch die Entwicklung der AfD als politische Kraft am rechten Rand mache ihm Sorgen.
Immer wieder verwies Rouenhoff ganz konkret auf laufende politische Debatten in Berlin, legte die Position seiner Partei in der Opposition und die Positionen der Regierungsparteien dar.
Zum Schluss der besonderen Politikstunde drehte Stefan Rouenhoff dann „den Spieß um“: „Jetzt habe ich aber mal ein paar Fragen an euch…!“ Und so folgte eine abschließende Debatte über die Frage, ob und wann Jugendliche politisch aktiv werden sollten. Dabei ermunterte Rouenhoff die Schülerinnen und Schüler, sich politisch zu engagieren: „Egal wo, Hauptsache in einer demokratischen Partei. Ihr müsst euch für die Demokratie einsetzen. Wenn ihr euch nicht für sie interessiert, gibt es die Demokratie irgendwann nicht mehr!“
c-bra23